Panikbewältigung

aus: W. A. Siebel “Umgang”, 5.  Aufl. 2007, S. 143 f.

13. Exkurs: Zur Panikbewältigung

Panikbewältigung ist immer dann herausgefordert, wenn entweder reale Lebensgefahr besteht und der Organismus zusätzliche Energien benötigt oder bei Annahme neuer Erfahrungen (für den 1.Schritt in einen neuen Raum der Lebenserfahrung). Für beide Situationen bietet die Hypoxie-Reaktion maximale Energien.

Jeder Mensch erlebt Situationen ohne reale Bedrohung dann als Gefahr, wenn auch über Analogieschlüsse keine bekannten Verhaltensmuster zur Verfügung stehen.

Des Menschen Fähigkeit, Grenzen wahrzunehmen, bildet die Voraussetzung zur Raumorientierung und Sinnerfahrung. Er kann lernen, Herausforderungen danach zu unterscheiden, ob sie die Grenzen seines physischen Könnens sprengen oder seine Erlebnismöglichkeiten erweitern. Bevor er dies jedoch entschieden hat, befindet er sich in einem Zustand, der dem Geburtsvorgang und dem Zeitraum bis zum Atmungsbeginn analog ist, also in einem anaeroben Zustand.

Anmerkung zum Symbol “Säbelzahntiger”: Wir verwenden aus Gründen der Abstraktion das Symbol “Säbelzahntiger” synonym für eine lebensgefährliche und äußerst bedrohliche Situation. Die Gattung der “scheuen mitteleuropäischen Waldelefanten” eignet sich wegen mangelnder Apparenz - sie sind eben doch sehr scheu - nicht so gut. Möge dieser Humor im philosophischen Sinne verstanden werden, da “diese Art des Humors eher zum leisen Schmunzeln als zum kräftigen Lachen verführt” (10).

Bei der Reaktion auf einen Säbelzahntiger sind sich die Geschlechter (also Frau und Mann) der Spezies Mensch gleich: Der anaerobe Zustand setzt nicht nur die Hypoxie-Reaktion in Gang, sondern unterbricht auch die Entwicklung der Beziehung zwischen Pyruvat und der Pyruvatcarboxylase (Leber und Niere reagieren der Situation angemessen zurückhaltend!) und der Phosphoenolpyruvat(PEP)-Carboxykinase (Herztätigkeit und Muskelaktivitäten reagieren so, daß der Schreck einem nicht so in die Glieder fährt, daß man zur willigen Beute des Säbelzahntigers wird oder vorsichtshalber sich vorher per Herzinfarkt verabschiedet, sondern unterstützen die Fluchtreaktion). Pyruvat kann in diesem anaeroben Zustand umgebaut werden zu Äthanol (Gefäßerweiterung und schneller Transport des vermehrten Bedarfs) und auch zu Milchsäure (Laktat kann in der Leber wieder zu Glukose als zusätzliche Energie umgebaut werden).

Nach der Fluchtreaktion setzen die normalen Tätigkeiten wieder ein: Pyruvat wird zu Acetyl-CoA umgebaut, wirkt auf das Oxalacetat zur Effizierung des Citrat-Zyklus, der jetzt ganz besonders gefordert ist (schnelle Beatmung).

Weiteres Pyruvat kann nun auch wieder in einer Auffüllaktion (anaplerotische Reaktion) mit der Pyruvat-Carboxylase Oxalacetat und Phosphorenergien freisetzen bzw. mit der PEP-Carboxykinase Oxalacetat + “Selbstannahme” mit Hilfe des GTP.

Bei Spaß und Humor geschehen die gleichen biochemischen Prozesse für beide Geschlechter auch gleich. Humor ist die schnellste Art, mit Hilfe biochemischer Prozesse zur Selbstannahme zu gelangen und damit Hingabe zu ermöglichen (11).